Unlängst las ich, dass ein Monat mehr sei als nur vier Wochen im Jahr. Jeder Monat habe seinen eigenen Charakter, und dieser schlage sich sowohl in der Natur als auch im Wesen und in den Bedürfnissen der Menschen nieder.
Im Mai steigen – normalerweise - die Temperaturen, mit diesen auch die Glücksgefühle. Allüberall tummeln sich verliebte Pärchen, die Frühlingsgefühle lassen sich kaum bändigen, Romantik pur liegt in der Luft. Die Maisonne kurbelt die Produktion des Wohlfühlhormons  Serotonin tüchtig an, und schon steigt die Lust auf Liebe. So einfach ist das.
Es riecht nach Maiglöckchen und Maischolle, man betrinkt sich mit Maibowle und Maibock, die Erdbeeren wetteifern mit dem Spargel, wer schneller sprießt. Der Maibaum, als phallisches Symbol der Fruchtbarkeit aufgestellt, wird mit flatternden Bändern und Symbolen geschmückt, anschließend bewacht und betanzt. Lieder bekunden, dass der holde Mai alles neu, frisch und frei macht, dass man herzt und scherzt, singt und springt und dass man küsst so manches Mündlein rot. Reinhard Mai (oder schreibt er sich Mey?) beklagt das Fehlen von Maikäfern, und außerdem schlagen die Bäume aus. Der Regen heißt jetzt Mairegen, der Segen bringt und alles, wirklich alles wachsen lässt. Weshalb ich als Kind vergeblich versuchte, dem Mairegen zu entkommen.
Es gibt auch kein Entrinnen vor besonderen Ereignissen im Mai wie Muttertag und Christi Himmelfahrt, den Eisheiligen und der kalten Sophie. Sinnige Bauernregeln wie „Die erste Liebe und der Mai
gehen selten ohne Frost vorbei.“ oder „Man muss den Mai nehmen, wie er kommt.“ sind so schlicht wie für jedermann nachvollziehbar.
Nüchtern betrachtet präsentiert sich der fünfte Monat im Jahr mit 31 Tagen und einem römischen Gott als Namensgeber. Iupiter Maius hieß er und war Vertreter des Frühlings und des Wachstums. Mittlerweile wissen eifrige Zeitungsleser, dass die Bezeichnung „Wonnemonat Mai“ aus dem Althochdeutschen stammt und ursprünglich „wunnimanot“ = Weidemonat bedeutet. Also ganz unprosaisch der Hinweis darauf, dass in diesem Monat das Vieh wieder auf die Weide getrieben wird. Nix mit Wonne und so.
Schade eigentlich. Würde so gut passen zum altkeltischen Fruchtbarkeitsfest Beltane in der Nacht zum 1.Mai. Dabei legten sich ein Mann und eine Frau übereinander ganz oben auf einen Wiesenhang, um gemeinsam hinunterzurollen. Angeblich und einzig deshalb, um Boden und Menschen fruchtbar zu machen. Das wiederum inspirierte Bertolt Brecht zum folgenden Spruch: „Und nach der Maiandacht, da kam die Maiennacht.“ Und in dieser besagten Nacht, auch als Walpurgisnacht  bekannt, feierten und tanzten später die Hexen, vorwiegend im Harz. Heute tanzt man nicht nur dort, und beileibe nicht nur Hexen. Und wenn dann auch noch die Bienen ein Tänzchen wagen, gilt die Bauernregel: „Wenn im Mai die Bienen schwärmen,
der Bauer kann vor Freude lärmen.“
Übrigens zählen Maigeborene laut einer Studie im Durchschnitt zu den glücklichsten Menschen. Stimmt! An dieser Stelle möchte ich mich bei meinen Eltern ganz herzlich bedanken, dass sie meinen Geburts-Tag mit so viel Umsicht geplant haben!
DER MAI IST GEKOMMEN...