Letzte  Fahrt Mobbing, Kleinkrieg, Schikane – das ist für viele der Alltag an ihrem Arbeitsplatz. Damit hatte Michi anscheinend keine Probleme. Michi beendete nach 45 Jahren seinen Dienst bei der Deutschen Bahn und verabschiedete sich in den anscheinend wohl verdienten Ruhestand. Vielmehr: er wurde verabschiedet. Auf ganz besondere Weise auf seiner letzten Dienstfahrt......

Es beginnt am Ausgangsbahnhof mit Böllerschüssen und Blasmusik. Sie ahnen es: der Bahnhof befindet sich im Süden Deutschlands.  
Die Lok steht geschmückt da wie zum Kindergeburtstag. Statt gewohnter akkurater Hinweise über Ziel und Verlauf des Zuges findet der Reisende beim Blick nach oben die Information: 
Es menschelt bei der Deutschen Bahn. Nach Abfahrt des Zuges dann über Lautsprecher die Erklärung für alle, die es noch nicht mitbekommen hatten: „Unser Lokführer Michi fährt heute zum letzten Mal!“ Samt Einladung, sich auf dem T-Shirt zu verewigen, das die Schaffnerin am Körper trägt. Damit der Michi auch später weiß, wen er auf der letzten Fahrt mit seiner Lok von Ort zu Ort gebracht hat. 
Dann ist es soweit: der Endbahnhof ist erreicht, Michis Lok soll abgehängt und von einer anderen Lok ersetzt werden, bevor die Fahrt fortgesetzt wird. Fahrgäste eilen zur Lok, Kollegen umringen Michi, das T-Shirt wird überreicht, gute Wünsche ebenfalls (auch die Fahrgäste lassen sich nicht lumpen und steuern kluge Sätze zum Ruhestand bei). Ein Kollege bietet Michi an, für ihn die letzte Arbeit zu erledigen: die Lok nochmals auftanken und wegbringen. Michi lehnt mit tränenerstickter Stimme ab: nein, seine Lady bringt er schon selbst weg. Ein letztes Mal. Er steigt entschlossen in den Führerstand, unter Applaus und „Schön war’s mit dir, Michi!!“ 
PS: Wir fahren mit Verspätung ab, mit einer neuen Lok und einem fremden Lokführer. Ein weiblicher Fahrgast unkt: „Kaum ist Michi weg, fängt die Trödelei schon an!“